Bootsfahrt zum Nagarao Island 3. März 2007

Zwischen den Inseln Negros und Panay liegt Guimeras und darum herum viele kleinere Inselchen. Einige davon sind touristisch erschlossen. Am besten bekannt ist Nagarao Island, welches vom Münchner Martin Stummer 1986 gekauft und als Naturparadis gestaltet wurde.
>>> Geschichte Martin Stummer
Nach der Öltankerkatastrophe am 11. August 2006 war die Insel in den Medien. Inzwischen wird der Tanker durch von einem Italienischen Spezialschiff leergepumpt (März 2007).

Ein Ausflug dorthin war deshalb besonders spannend. Was hat das Öl gemacht und wie geht es der Insel?

Wir charterten ein Boot und machten uns von Strand in Puntataytay auf in die See Richtung Guimeras und Nagarao.

Der Strand vor Puntataytay ist trocken gelegt, da Ebbe. Der Boden ist jedoch fester Sand, sodass wir uns auf die Suche nach dem Boot machen können - falls es nicht auf dem Trockenen liegt und wir auf die nächste Flut warten müssen.

Wir haben Glück, das Boot liegt noch im Wasser, allerdings fehlt der Bootssteg. Hosen hoch und durch die Fluten waten ist die einzige Lösung.

Ein einsamer Seestern versucht das umgekehrte, er möchte gerne wieder ins kühle Nass und krabbelt mit seinen Härchen verzweifelt auf dem Sand. Eine Welle rettet ihn - bis zur nächsten Sandbank.

Maya und Rick haben es ins Boot geschafft, Raul schiebt mit den anderen kräftig, damit der Kiel nicht mehr aufsitzt und der Motor gestartet werden kann.

Leinen Los!

Es schwimmt! Noch zwei mal kräftig abstossen, dann knattert es los.

Zwei Stunden rsp. 32km später legen wir kurz am Costa Aguada Resort ( 10°27 3 N 122°42 55 E) an. Ein bewaffneter Wachmann mustert uns skeptisch. Das Resort sieht sehr gepflegt aus aber kein Mensch in Sicht.

Wir passieren Nauway Island (wäre günstig zu kaufen).

Die Insel ist mit niedrigem Gestrüpp bewachsen, an der Ostküste hat es eine kleine Siedlung mit rund 500 Einwohnern.

In der Bucht lieg das Schiff der Ölwehr, falls weitere Ölteppiche aus dem gesunkenen Tanker auf die Insel zutreiben sollten. Der Wind weht jedoch im Winter aus Norden, sodass das Öl in die andere Richtung geht. An den Stränden sieht man keine Spuren mehr der Katastrophe.

Erste Anzeichen einer antiken Hochkultur auf der Insel Nagarao sind bereits vom Boot aus erkennbar.

Wir peilen den südlichen, windgeschützten Steg der Insel an.

Endlich, nach 2h 45Min werden wir erlöst und können an Land gehen. 38km sind auch mit Rückenwind definitiv zu viel. Dem Kapitän (die vermummte Gestalt, die am Masten hängt) muss man allerdings ein grosses Lob aussprechen, er hat die recht grossen Wellen meisterhaft durchschifft.

Ein wilder Dschungel begrüsst uns, ansonsten ist niemand in Sicht. Wir sind angemeldet fürs Mittagessen und nehmen daher an, dass wir uns zuhause fühlen dürfen. Anders als bei Costa Aguada scheint niemand unsere Ankunft bemerkt zu haben - oder lauern irgendwo im Gebüsch die Ureinwohner mit ihren Giftpfeilen. Wir kommen uns ein wenig vor wie wenn James Bond wieder mal auf einer Südseeinsel gestrandet ist.

Der Markstein mit den Koordinaten - wir sind offenbar auf der richtigen Insel gelandet. Gemäss Google Earth wäre es allerdings 10°26 9.5 N 122°39 2.4 E (vielleicht ist ja die Insel etwas nach Norden abgedriftet).

Der älteste Mangrovenbaum der Philippinen (oder der Welt?) müsste dies sein, gemäss Inschrift im Speisesaal - etwas mickrig, aber es ist ja der älteste und nicht der grösste!

Im Hintergrund rechts die nahe gelegene Insel Nauway und links die Insle mit dem Costa Aguada Resort.

Auf einem kleinen Rundgang um die Insel entdecken wir einige Reste der antiken Siedlung. Teilweise waren die Gebäude noch nicht fertig gestellt, als sie verlassen wurden. Alles organische Material wird hier innerhalb weniger Jahre von der Natur in den Kreislauf zurückgeführt - oder für andere Häuser weiter verwendet.

Die Blütenpracht lässt sich nicht verwirren.

Raul wandert dem einsamen Strand entlang. Bei Ebbe kommen die Felsen hervor. Vermutlich war es vor der Ölkatastrophe stärker von Meerestieren besiedelt - wir können es nicht beurteilen.

Deutliche Anzeichen der Rückeroberung der Natur - oder war das als Baumtempel geplant.

Einige kleine Bungalows stehen leer und warten auf eine ungewisse Zukunft. Die in Plastik laminierte Hausordnung an der Türe ist noch einwandfrei erhalten, der Rest löst sich langsam auf.

Die lokale Bevölkerung ist (leider) intensiv daran die Insel wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu bringen, die meisten Tiere sind bereits auf dem Grill gelandet und die Bäume werden zu Kanthölzer und Asche verarbeitet.

Das Clubhaus der Insel ist mit einer eigentümlichen Kieselsteinverkleidung versehen - als Architekt bin ich der Meinung, dass man Kieselsteine nicht an die Wände kleben sollte, auch wenn das technisch möglich ist.

Der Esssaal hat die Proportionen einer Kapelle. Naive Zeichnungen an der Wand und schlaue Sprüche deuten auf einen zaghaften Versuch hin eine Kultur auf der Insel zu erschaffen - das hat bereits Robinson Crusoe damals in seiner Einsamkeit und Verzweiflung gemacht - für eine Hochkultur reichts nicht ganz.

Die Strandbar in der Kapelle wäre einsatzbereit. Die Auswahl etwas bescheiden, aber immerhin eine Glocke, damit man die Bedienung rufen kann.

Wir hatten auf der Hinfahrt schon Angst gehabt, dass wir Currywurst und Knödel antreffen würden. Das Essen ist jedoch voll und ganz Philippinisch, nur das Besteck (Gabel und Messer!) und die schönen blauweissen Servietten zeugen von den gutdeutschen Wurzeln der Stätte. Rick erteilt den Segen und dann geniessen wir den Fisch.

Vorm nördlichen Pier aus sieht man das Schloss des Königs von Nagarao in seiner vollen Pracht. Die Antenne diente früher zur Kommunikation mit der Welt. Heute braucht es nur noch eine Ladestation für die dauernd leeren Handybatterien. Der Pavillion im Vordergrund ist noch im Bau!

Das Pool ist mit klarem und kühlem Wasser gefüllt. Wir springen rein und drehen ein paar Runden. Ein Deutsche Rentnerpaar freut sich über die Unterhaltung, denn seit den zwei Wochen die sie hier sind, hatten sie keine fremde Stimme gehört. Er war Architekt und hat hier seit 20 Jahren sein Haus auf der Insel.

Das Haus der Deutschen - ein Hauch Schwarzwald ist unverkennbar.

Vorne am Strand wartet die Bootscrew - eher in der lokalen Architektur, eine Plane gegen Sonne und Regen und eine Hängematte reicht bei diesem Klima zum leben.

Das Boot wird an den Steg gezogen, wir sind nach einem anstrengenden Tag auf der Insel bereit für die Rückkehr in die Zivilisation.

Im fahlen Licht der untergehenden Sonne nehmen wir diesmal den kürzesten Weg zur Insel Negros. Wir peilen Valladolid an. Die Wellen sind höher als auf der Hinreise, da wir gegen den Wind und die Strömung kämpfen müssen.

Wir waten im letzen Licht des Sonnenuntergangs durchs hüfttiefe Wasser an den Strand. Die rauhe Fahrt war zum Glück nur 1 h 15 Min. Der Auspuff des Dieselmotors hatte gegen Schluss schon bedenklich zu glühen begonnen. Wie schon gestern bei der Flossfahrt fühlen wir uns wie gestrandete Seefahrer. Mit dem Bus geht es dann (in den nassen Kleidern!) in 20 Minuten zurück nach Sum-ag.


Wir haben zum Glück morgen Sonntag nichts eingeplant, damit wir uns von den ersten Abenteuern erholen können. Montag morgen früh geht es dann erst richtig los. Der Mt. Canlaon wartet auf uns!

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Ralph Schnyder, März 2007